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Die Entwicklung von Hochschulorganisation und Wissenschaft (Forschung und Lehre) findet im Rahmen grundlegender Spannungsverhältnisse statt, die in der Arbeit des CHESS fokussiert und reflektiert werden. Zentral sind dabei die Spannungsfelder…
Universitäten navigierten schon immer im Spannungsfeld zwischen innerer akademischer Freiheit und äusserem gesellschaftlichem Anspruch resp. Zweckbestimmung. Mit den ‚New Public Management‘‐Reformen in der öffentlichen Verwaltung, der wachsenden Bedeutung von Wissenschaft als Innovationsressource und den wachsenden Ansprüchen an einen „public value“ sind Wissenschaft und Hochschulen angehalten, dieses Verhältnis neu zu bestimmen.
Die Kopplung zwischen Hochschulorganisation und dem akademischen Kern von Forschung und Lehre war lange Zeit lose. Steuerungs‐ und Management‐Ansprüche von Seiten der Hochschule griffen wenig auf die akademische Arbeit durch, die wiederum oft nicht an strategischen Leitbildern der Hochschule, sondern als Expertenorganisation etwa an disziplinären oder fakultären Erwägungen orientiert war. Durch die stärkere Kopplung von organisatorischem und akademischem Handeln entstehen neue Gestaltungsmöglichkeiten, aber auch Konflikte innerhalb von Hochschulen.
Hochschulen und Wissenschaft werden teils aus staatlichen Geldern, teils aus Drittmitteln finanziert. Die Relationen beider Finanzquellen zueinander haben sich in den vergangenen Jahren verschoben, in den meisten OECD‐Ländern sind Formen der Drittmittelfinanzierung im Verhältnis zur staatlichen Grundausstattung wichtiger geworden – mit Auswirkungen auf Hochschul‐Strukturen und Forschungsarbeit.
Hochschulen sind externen Ansprüchen verpflichtet, die sich aus der Definition ihrer gesellschaftlichen Aufgabe, ihrer Finanzierung und historisch gewachsenen Pfaden ergeben. Allerdings gehen diese Ansprüche nicht immer konform und es entstehen Spannungsverhältnisse, etwa zwischen exzellenter Grundlagenforschung und dem Anspruch, regionale Arbeitsmärkte mit akademisch ausgebildetem Personal zu versorgen. Hinzu kommt mit „Dienstleistungen“ eine von der Politik definierte neue Aufgabe für die Hochschulen, deren Verhältnis zu Forschung und Lehre noch weit‐ gehend ungeklärt ist.
Hochschulen sind regional oder national verankert. In den vergangenen Jahrzehnten sind sie aber nachhaltig internationalisiert worden. Dies betrifft nicht nur die länderübergreifende Kooperation zwischen Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen resp. Forschungsteams, sondern auch Hoch‐ schulen als Institutionen: Sie stehen zunehmend in einem Wettbewerb um Studierende, Fördermittel und die „besten Köpfe“, der über Ländergrenzen hinausgeht und sind mit wissenschafts‐ und bildungspolitischen Ansprüchen auf unterschiedlichen Ebenen (z.B. kantonal, eidgenössisch, europäisch) konfrontiert.